N° 14

Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert,
Turm von 1845/47
(Abb. 1402, Aufnahme von 1959)

um 1598 Dorfstr. 13 A
bis 1926 Dorfstr. 7

Kirche_2006k_www_alt-karow_de

(Abb. 1404, Aufnahme von 2006)

 

Die Kirche im alten Ortskern ist die älteste Berliner Dorfkirche nördlich der Spree. Der spätromanische Feldsteinbau wurde von 1220 bis 1230 errichtet. Der Friedhof der Kirche dient heute noch den Karowern als Begräbnisstätte.

Folgender Abschnitt ist ein Auszug vom Kapitel XVII aus dem Buch “Geschichte der Berliner Vororte Buch und Karow”
von Martin PFANNSCHMIDT, Pfarrer von Buch-Karow (Berlin 1927)

    Die Karower Kirche.

      Wir berichten von der alten romanischen Feldsteinkirche mit hölzernem Turm aus der Zeit um 1250 (S. 29) [A.d.R. um 1220 - 1230], von ihrer späteren Erweiterung und der Glockenstiftung des Berliner Bürgermeisters und Karower Gutsherrn TEMPELHOF 1552 (S. 64), von der Wölbung des Hauptschiffes 1579 und endlich von der Erneuerung der ganzen Kirche noch am Anfang des Dreißigjährigen Krieges 1622 (S. 65).
      Der hölzerne Turm machte fernerhin den Karowern manche Sorge. Als 1680 die benachbarte Achillessche Schmiede abbrannte, fing auch der Turm Feuer, doch ohne erheblichen Schaden. Die Schmiede wurde darnach in die Mitte der Dorfaue und schließlich an des südliche Ende des Dorfes verlegt.
      Aus den Rechnungen erfahren wir 1769 von einem Turmbau, natürlich wieder einem hölzernen (für 872 Thl. 8 Gr.), 1795 von erheblichen Bauten an Turm und Kirche. Vermutlich hat man damals die Wandbemalung im Chorraum, von welcher 1622 berichtet wird. (S 65), übertüncht, wie es in vielen Kirchen zur Zeit des nüchternen Rationalismus geschehen ist. Hoffentlich feiert diese Bemalung bei einer künftigen, so dringend nötigen, fachgemäßen Erneuerung des Kircheninnern eine Auferstehung!
      1824 mußte der hölzerne Turm als baufällig – er war am Einstürzen – abgerissen werden. Ein vorläufiger, notdürftiger Glockenstuhl wurde als Ersatz aufgeführt. Die Kosten betrugen 163 Taler 6 Gr. 8 Pf., wovon der Patron 100 Taler übernahm.
      Endlich 1845-47 erhielt die Kirche ihren jetzigen massiven Turm aus gelbem Ziegelstein.
Merkwürdig ist es, welchen Wandlungen das Innere der Kirche unterworfen gewesen ist. Von der Reformationszeit an wohl stand die Kanzel an dem Triumphbogen, wo sie heute steht. 1818/19 wurde sie unter Pfarrer HEINECKE, der dem Rationalismus zuneigte, hinter den Altar versetzt, 1863 aber unter Pfarrer Hermann BÜCHSEL, der ein ausgeprägter Lutheraner war, gelegentlich einer gründlichen Kirchenausbesserung wieder an den alten Platz gerückt. - (S. Abb. 37.)
      Eine Orgel wurde erst 1856 eingebaut: ein Positiv ohne Pedal, ein Werk des Orgelbauers Baumgarten in Zahna, für 301 Taler 5 Gr. 1 Pf. (S. 169.) Doch schon 1912 wurde der Wunsch nach einer größeren Orgel rege. Diese wurde aus der Werktstatt des Berliner Orgelbaumeisters DINSE beschafft, teils durch freiwillige Gaben, teils durch eine Beihilfe der bürgerlichen Gemeinde. Es ist ein wohlklingendes Werk mit Kegellade und 12 Registern.
      Um 1880 erhielt der Altar das Bild des dornengekrönten Heilandes (ecce homo) von der Meisterhand des Professors Paul HÄNDLER (Berlin), eines Schülers von Julius SCHNORR v. KAROLSFELD.
      Der nördliche Chorstuhl wird gekrönt durch ein kleines, farbiges Holzrelief „Das Abendmahl Christi“, das vielleicht von einem alten Altaraufsatz berühert und mir ebenso wie das kleine barocke Kruzifix in der Sakristei sehr wertvoll im seelischen Ausdruck erscheint. Das jetzige Altarkruzifix, Oberammergauer Arbeit, wurde 1926 von den Karower Eheleuten Rektor HOFFMANN gestiftet. -
      Außer dem herrlichen Renaissance-Tauftisch, über dessen Herkunft bisher nichts Sicheres zu erfahren war, bilden eine Hauptzierde die Emporen mit den bunten Bildern aus der biblischen Geschichte. Eines der Bilder „Simsons Löwenkampf“ trägt die Zahl 1617, unzweifelhaft das Jahr der Herstellung der Bilder. Da diese und ihre Umrahmungen nicht in ursprünglicher Reihenfolge und mit Lücken der Ornamentik angebracht sind, so daß sie an etlichen Stellen den Eindruck des Zusammengeflickten machen, waren sie nicht für Karow geschaffen, sodann [sondern] haben vor dem Einbau der Emporen ursprünglich anderswo ihren Platz gehabt. Eine mündliche Ãœberlieferung besagt, daß etliche Teile der Innenausstattung aus der Oranienburger Gemeindekirche stammen, welche 1864 abgebrochen wurde, um durch die prächtige Basilika ersetzt zu werden. Doch war die letzte Erneuerung der Karower Kirche bereits 1863 beendet, und es findet sich für den Einbau der Emporen auch um diese Zeit nirgends eine Erwähnung.
      Mir erscheint eine andere Annahme näherliegend, daß nämlich die Emporen aus der alten Bucher Kirche stammen, welche 1731 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.
      An Stelle der im Weltkriege 1917 beschlagnahmten Glocken hat die Karower Gemeinde dank großer Opferwilligkeit vieler – 3486,49 M. ergab die Sammlung der Ältesten und Gemeindeverordneten – sich im Jahre 1925 ein volltöniges, neues Geläut beschaffen können.
      Am 24. Mai 1925, am Sonntage der Gebetserhebung, Exaudi, wurde es in feierlichem Nachmittagsgottesdienst bei überfülltem Gotteshaus durch den Generalsuperintendent D. HÄNDLER geweiht. Ein ungenanntes Gemeindemitglied hatte zu diesem Tage einen großen, wertvollen Teppich für den Altarraum gestiftet.
      Die drei neuen Glocken sind von dem Bochumer Verein aus Gußstahl gegossen. Die kleinste ist auf C gestimmt, hat einen Durchmesser von 890 Millimetern und wiegt netto 300 Kilogramm. Die mittlere ist auf A gestimmt, hat einen Durchmesser von 1016 Millimetern und wiegt netto 460 Kilogramm. Die große Glocke ist auf Fis gestimmt, hat einen Durchmesser von 1260 Millimetern und wiegt netto 850 Kilogramm. So erklingt in den 3 Haupt- oder Schlagtönen der verminderte Molldreiklang Fis-A-C. Es klingen mit drei Ober- und drei Untertöne, harmoniefüllend und umhüllen die Haupttöne wie mit einem Schleier.
      Da die Turmhalle des öfteren zur Aufbewahrung von Leichen für die Beerdigungsfeier benutzt wird, wurde sie 1924 durch den Kunstmaler Otto BARTELT, ein Glied unserer Gemeinde, mit sinnvollem bildnerischen Schmuck würdig hergerichtet.
      Endlich ist es noch im Jahre 1925 möglich geworden, auch eine gute Heizung einzubauen dadurch, daß etliche Gemeindemitglieder die großen Kosten durch Darlehen deckten. Wie in Buch haben wir die Frischluftheizung der Aachener Firma Theodor MAHR-Söhne gewählt, die sich bereits in zwei Minuten außerordentlich bewährt hat.
      Unter Mithilfe des Bezirksamts Pankow konnten wir 1927 auf unserem neuen Friedhof bei der Kirche in Karow die dringend nötige, schlichte Leichenhalle errichten
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Quelle: Q11


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